Nachdem wir letzte Woche auf ein Online-Dating News Round-Up verzichtet…
In einem unserer letzten ausführlicheren Ratgeber haben wir die unterschiedlichen Geschäftsmodelle von Dating-Anbietern beleuchtet. Hierbei wurde sehr deutlich, dass die meisten Plattformen wirtschaftlich-orientiert arbeiten (müssen). Das heißt: Umsätze müssen erzielt, Kosten minimiert werden; und das mithilfe dem bekannten, jedoch aus Kundensicht eher unliebsame Abo-Modell.
Was jahrelang aus Sicht der Anbieter gut funktioniert hat, erlebt nun eine Phase des Umbruchs. Gut für den Kunden, schlecht für die jeweiligen Anbieter: Der Dating-Markt wandelt sich. Die ohnehin schon hohe Dynamik im Markt hat im vergangenen und besonders in diesem Jahr 2014 nochmals zugenommen.
In den nächsten Absätzen werden wir auf die Hintergründe des Wandels eingehen und einen Ausblick auf das zukünftige Dating-Verhalten der heutigen Single-Generation werfen.
Webportal vs. Flirt-App – wer braucht und nutzt was?
Hand auf’s Herz: Sie kommen nach einem langen, anstrengenden Tag nach Hause. Sie haben kein Date und erwarten auch keinen Besuch mehr. Was machen Sie? Sie schlüpfen in Ihre bequemen Klamotten. Sie essen eine Kleinigkeit. Sie stürzen sich auf Ihre Couch und legen die Beine hoch. Da Sie jedoch Single sind und gerne online auf die Suche nach interessanten Leuten oder einem Partner sind, wollen Sie schauen, ob Sie eventuell jetzt fündig werden.
Nun stellen wir Sie vor die Entscheidung. Wollen Sie liegen bleiben und bequem von der Couch heraus nach passenden Singles suchen? Oder wollen Sie sich vor Ihren PC in den vergleichsweisen unbequemen Bürostuhl setzen? Wollen Sie den sperrigen Laptop hervorkramen oder lieber schnell das Smartphone oder Tablet anschmeißen, um auf Ihrer Lieblings-Singlebörse zu surfen?
In den Abendstunden sind sich nach unserer Auswertung die meisten Personen, die auf der Suche nach der passenden Singlebörse sind, einig. Über 50% unserer Besucher sind mit Ihrem Smartphone oder Ihrem Tablet unterwegs. Diese Kennzahl deckt sich mit dem allgemeinen Nutzungsverhalten der deutschen Online-Nutzer.
Der Grund hierfür ist klar: Die Endgeräte (Smartphones & Tablets) werden von Jahr zu Jahr schneller, sind optimiert für Internetanwendungen und Apps, die Kosten für die mobile Internet-Nutzung ist heutzutage erschwinglich und sprengt nicht mehr ein klaffendes Loch in die Brieftasche.
Nun kann man sich die Frage stellen, ob ein Webportal für die jeweiligen Singlebörsen Anbieter notwendig ist. Ein klares „Jein“. In den Abendstunden ist man zwar häufig nur noch per Handy oder Tablet unterwegs, tagsüber ist es jedoch (noch) so, dass über die Hälfte der Internetnutzer mit einem Desktop-PC oder Laptop online gehen. Möchte man als Dating-Anbieter also die maximale Zielgruppe adressieren, sollte man sowohl eine mobile Lösung (App oder mobile Webseite) UND ein Webportal anbieten.
Wir merken uns also: Immer mehr Nutzer sind mobil unterwegs und wollen bestenfalls auch mal über Laptop oder PC auf das ausgewählte Single-Angebot zugreifen. Was dieser Punkt mit dem Wandel des Dating-Marktes zu tun hat? Vor gut zwei bis drei Jahren sah das noch anders aus.
Angebotsvielfalt – Fluch oder Segen?
Einhergehend mit der Verbreitung der komfortablen Smartphones steigen auch die Dating-Angebote. Tag für Tag erblicken neue Singlebörsen und Dating-Plattformen das Licht der Welt. Das war zwar schon immer so, jedoch sind es heute überwiegend neue iOS und Android Flirt-Apps, die den Einstieg in den heiß-umkämpften Dating-Markt suchen.
Zum einen ist es natürlich klasse, dass ein solcher Wettbewerb herrscht: Als Single kann man unterschiedliche Dienste (meist kostenlos) ausprobieren und miteinander vergleichen. Mit der Zeit wird sich jedoch jeder Nutzer fragen: „Mensch, welche App ist denn nun die Beste? Und wo treibt sich bitte meine Seelenverwandte herum?“
Wir skizzieren mal den Idealzustand aus Kundensicht: Ein einziger funktionierender & durchdachter Dating-Dienst, der kostenlos ist und ALLE Singles Deutschlands beherbergt. Dieses Konstrukt ist zwar wünschenswert, jedoch eher Illusion.
Da dieses Modell nicht existieren kann, muss sich der Online-Single zwangläufig entscheiden. Es herrscht Wettbewerb. Und dieser Wettbewerb sorgt auf Anbieter-Seite dafür, dass die gebotenen Leistungen zunehmend günstiger angeboten werden müssen.
Kostensensitive Kunden als Folge des Wettbewerbs (und Nutzungsverhaltens)
Wir rekapitulieren erneut: Das Nutzungsverhalten ändert sich. Die meisten Singles flirten per Smartphone. Wie gehabt drängen neue Wettbewerber in Form von unterschiedlichsten mobilen Dating-Apps auf den Markt. Und wenn neue Apps erscheinen sind diese meist kostenlos zu haben. Der Grund hierfür: Neue Angebote starten bei Null! Um eine treue Nutzerschaft aufzubauen, werden wenige bis keine Hürden gelegt; und hierzu zählen auch Kostenhürden.
Und auch wenn eine große Anzahl registrierter Mitglieder vorhanden ist, bewegen sich die Kosten für die Nutzung von Flirt-Apps auf sehr niedrigem Niveau.
Warum? Welcher Kunde gibt schon gerne auf einen Schlag zum Beispiel 20 bis 50 Euro im App-Store aus? Akzeptiert und geläufig sind eher Kleinstbeträge von wenigen Euro pro Einmalkauf oder ein niedriger monatlicher Abo-Preis. Auch das ist ein Unterschied zum klassischen Webportal und einem Einzug per Lastschrift oder Kreditkarte.
„Mir gehört die Zukunft!“, sagt die Flirt-App
Wir haben in einem recht aktuellen Artikel folgendes gelesen:
[…] Weniger beliebt als Singlebörsen, auf die etwa jeder Achte Internetuser schon zurück gegriffen hat, sind Dating-Apps wie Tinder oder Lovoo […]
Dieser Artikel ist vom 15.10.2014 und wir sagen: FALSCH. Die beiden aufgeführten Apps sorgen maßgeblich für den Wandel des deutschen Dating-Markts. Alle hier aufgeführten Gründe treffen auf diese beiden Angebote zu.
Die Fakten zu LOVOO:
- LOVOO ist durch die App stark gewachsen und dominiert gefühlt hinsichtlich der Aktivität den Markt
- LOVOO ist auch per Webportal zu nutzen
- Die Kernfunktionalitäten (z.B. Nachrichten versenden & lesen sind hier kostenlos zu haben
- Die optionale Premium-Mitgliedschaft ist im direkten Wettbewerbsvergleich günstig zu bekommen
Die Fakten zu Tinder:
- Tinder ist komplett kostenlos
- Die App beweist, dass man auch ohne Webportal erfolgreich sein kann
- Tinder überrollte jüngst die skandinavischen Länder
- Tinder war die Vorlage für zahlreiche Nachahmer-Apps (Copycats)
Der Online-Dating-Markt wird weiter wachsen, jedoch wird das Wachstum allein durch mobile Angebote bestimmt werden. Das zeigen die derzeit akzeptierten Angebote und die Verschiebung des Nutzungsverhaltens der Internutzer allgemein.
Dieser Wandel wird weiter zum Verfall des Umsatzes der meisten Dating-Dienstleister beitragen. Jeder Betreiber einer Singlebörse wird gezwungen sein, den Trend Richtung mobile Nutzung mitzugehen, um die Anzahl der notwendigen aktiven Mitglieder auf der Plattform gewährleisten zu können, um ableitend daraus noch relevant Umsatz erzielen zu können. Das wird sicherlich nicht jedem Anbieter gelingen, die Chance ist jedoch heute noch da. Der Wandel ist im vollem Gange – abgeschlossen noch lange nicht. Wir schauen zumindest gespannt in die Zukunft und freuen uns auf weitere neue Flirt- & Social-Network-Anbieter.